Wenn 2D- und 3D-Welten verschmelzen
Von Verena Mikeleit verfasst
Die Revizto-Plattform interagiert mit dem BIM-Modell in allen Phasen
Bauplanung und -ausführung sollten immerzu eine Sprache sprechen. Das 3D-Modell ist ein probates Mittel zur Kommunikation für die Projektbeteiligten, doch fehlt für viele Verantwortliche die unmittelbare Übersetzung von 2D nach 3D. 2D-PDF-Pläne sind auch heute noch größtenteils Standard bei Bauvorhaben aller Art, so auch in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Für Verständnis bei den Projektbeteiligten bietet Revizto ein Shared Data Environment (SDE), in dem die Grenzen der Zusammenarbeit von plan- und modellbasierten Workflows verschwimmen.
Den Kontext eines Bauprojekts mit allen Details sehen, bevor der erste Bagger anrückt. Nur wenn dieser auch der ausführenden Seite vollumfänglich bekannt ist, egal ob ein Bürogebäude oder eine neue Bahnstrecke gebaut wird, soll es möglich sein, Verzögerungen und Mehrkosten nachhaltig zu vermeiden. Jason Howden, Chief Innovation Officer (CIO) bei Revizto, ist selbst seit mehr als 30 Jahren in der Bauindustrie tätig und kennt die Branche mit allen ihren Eigenheiten in- und auswendig. Als Experte für besonders komplexe Bauprojekte hat er in Australien, Neuseeland und im Vereinigten Königreich bereits eine Vielzahl komplexer Bauprojekte, von Krankenhäusern bis hin zu Flughäfen mit einem Bauvolumen bis zu zwei Milliarden Dollar, erfolgreich begleitet.
2D-Pläne werden nicht einfach verschwinden
Verzögerungen und oftmals explodierende, nicht vorhersehbare Kosten sind nicht nur innerhalb der DACH-Region, sondern bei nahezu 98 Prozent aller Bauvorhaben weltweit an der Tagesordnung. So verrät es ein Bericht von der Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey aus den USA aus dem Jahr 2015 Die Kosten sind für gewöhnlich 30 Prozent höher als geplant und bei 77 Prozent der Bauprojekte gibt es Verzögerungen. „Und heute ist das immer noch so, obwohl 3D-Modelle und BIM-Prozesse in vielen Projekten längst Standard sind: Das gilt für viele Planungsbüros, für Generalüber- und -unternehmer und ebenfalls für große bauausführende Unternehmen, genauso wie auch für manche Mittelständler.“ Fakt ist aber auch, wie der Experte erklärt, dass 3D-Modelle allein noch lange nicht den Grundstein für durchgängige BIM-Prozesse legen können. Denn erstens werden traditionelle 2D-PDF-Pläne nicht einfach verschwinden und zweitens haben immer noch viel zu viele an Bauprojekten beteiligte Firmen keinerlei Zugang zum 3D- oder BIM-Modell gefunden. Howden hat selbst mehrfach erlebt, wie dedizierte Bauexperten den Umgang mit Autorensoftwarwe meiden. Der Grund: Sehr schnell ist die aufwändige Arbeit von mehreren Tagen durch ein oder zwei falsche Klicks einfach zunichte gemacht.
„Wir bauen immer wieder zum ersten Mal“
Es braucht unbedingt einen digitalen Prototyp, zum Sehen, Anfassen und Testen, ist der Bauprofi überzeugt, damit die globale Bauindustrie dem digitalen Vorbild der Fertigungsindustrie folgen kann. Bauprojekte allerdings sind mit beispielsweise Autos überhaupt nicht vergleichbar. „Jedes Bauvorhaben, ob Hoch- oder Tiefbau, ist vollkommen einzigartig. Das heißt, jedes Mal, wenn wir ein Haus, eine Brücke oder eine Straße bauen, bauen wir wieder und wieder zum ersten Mal“, konstatiert Howden.
Die Welt ist nach Ansicht von Jason Howden derzeit noch weit entfernt von einem durchgängig dreidimensionalen Workflow. Auch wenn die Robotik hierfür bereits die Weichen stellt, ist 2D, nicht nur in der DACH-Region, oft noch das Mittel der Wahl. Begründet ist das insbesondere in den Details eines 2D-PDF-Plans, die sich so in 3D nur äußerst schwer reproduzieren lassen. Denn selbst viele Expertinnen und Experten, sowohl auf Seite der Planung als auch im Bereich Bauausführung, bevorzugen es, mit 2D-Plänen zu arbeiten. Deshalb ist es entscheidend für eine vollkommen durchgängige Kommunikation der Projektbeteiligten, dass plan- und modellorientierte Workflows nicht mehr separat gedacht werden, sondern ihre Grenzen verschwimmen. Nur so ist es möglich, dass alle Parteien in jeder Projektphase immerzu auf dem aktuellen Wissensstand sind. Andernfalls agieren die einzelnen Disziplinen allesamt in ihrer eigenen Welt, sei es 2D oder 3D. Eine echte Zusammenarbeit ist das nur bedingt, da jedes Unternehmen mit einem eigenen Plan denkt und handelt.
Die 2D- mit der 3D-Welt überlagern
Der Schlüssel zum erfolgreichen BIM-Projekt ist die Überlagerung der 2D- mit der 3D-Welt“, ist der Profi überzeugt. „Nur, wenn die Lücke zwischen 2D-PDF-Plan und 3D-BIM-Modell erfolgreich geschlossen werden kann, sind wir in der Lage, digitale Prototypen für Bauwerke aller Art zu erstellen, bei denen auch die ausführenden Parteien genau verstanden haben, was genau Architekten und verschiedene fachplanerische Disziplinen im Sinn hatten.
Das international operierende Bausoftwareunternehmen Revizto mit Stammhaus im schweizerischen Lausanne setzt mit seiner cloudbasierten Kollaborationsplattform, einem SDE, exakt an dieser Stelle an. Nach Angaben des Unternehmens erlaubt es die IT-Anwendung, in 3D exakt jegliche Details eines PDF-Plans zu sehen. „Alle Projektpartner können das BIM-Modell außerdem begehen und in den einzelnen Plänen gezielt nach Objekten suchen“, erläutert Howden. Inspiration für diese neuartige Viewer-Technologie war die Welt der Computerspiele. Selbst riesige Punktwolken lassen sich, wie Jason Howden verrät, auf einfache Weise mit ganz normalen Bürorechnern und genauso mit gängigen Tablets und Smartphones visualisieren. Maschinen mit enormer Rechenleistung seien nicht notwendig. „Ich selbst habe unlängst während einer Produktdemonstration in Neuseeland eine 500 Gigabyte große Punktwolke, die auf einem Server in den USA liegt, in kürzester Zeit auf meinem Apple iPhone 12 öffnen und zeigen können“, berichtet Howden. 3D-Brillen und zusätzliches Equipment seien außerdem nicht erforderlich, um auf der Plattform von Revizto zu arbeiten und digitale Projektinformationen in Echtzeit anzuzeigen. Lange Ladezeiten gehören schlichtweg der Vergangenheit an. So stellt diese Technologie die Weichen, um wirklich alle Projektpartner vollumfänglich in das Geschehen miteinzubinden.
Alle Informationen im Zugriff, auch ohne Internetverbindung
Die Software für die Endgeräte bietet darüber hinaus mit dem Offline-Modus die notwendige Flexibilität, um auch ohne Internetverbindung die Modelle auf der Baustelle aufrufen und einsetzen zu können. Das macht sie besonders praktikabel für den Außeneinsatz. Denn Baustellen haben nicht immer Zugang zum Internet. Diese Funktion sorgt, so die Angaben des Unternehmens, dafür, dass Mitarbeitende mit ihren mobilen Geräten trotzdem alle wichtigen Informationen durchweg im Zugriff haben. Schließlich ist die detaillierte Nachverfolgung von Problemstellungen und fraglichen Fakten, das sogenannte Issue Tracking, insbesondere auf der Baustelle ein entscheidender Faktor für den Projekterfolg. „Während der Bauphase ist es unabdingbar wichtig, mit dem BIM-Modell zu interagieren, um Fehler und daraus resultierende Mehrkosten und Verzögerungen zu vermeiden“, unterstreicht Howden.
Schneller Start mit Revizto
Ich werde häufig gefragt, wie schnell Nutzerinnen und Nutzer auf unserer Plattform ihre Projektarbeit starten können. Eine Basisschulung lässt sich, je nach Anwendungsfall, tatsächlich in rund 30 Minuten durchführen. Denn auch nicht BIM-affine Projektpartner finden sich für gewöhnlich schnell im System zurecht. Die Überlagerungen der Pläne sind denkbar einfach und genauso auch das Issue Tracking. Und das Schöne: Die Revizto-Plattform spricht sowohl BIM-Neulinge als auch erfahrene Digitalisierungsexpertinnen und -experten an, denn sie können sich jetzt wieder darauf konzentrieren, was wirklich wichtig ist: Ihre Entwürfe sowie die Arbeit auf der Baustelle.
Rund vier bis fünf durchschnittlich zweistündige Schulungstermine braucht es lediglich, wie das Unternehmen verlautet, bis Planungsbüros, bauausführende Unternehmen und öffentliche Einrichtungen mit der Projektarbeit unmittelbar loslegen können. Gestartet wird in der Regel mit einer Basisschulung und darauf bauen verschiedene Schulungsmodule für Fortgeschrittene auf. Je nach Aufgabenschwerpunkt brauchen manche Mitarbeitenden, beispielsweise BIM-Manager oder -Koordinatoren noch etwa ein bis zwei zusätzliche, zweistündige Trainingseinheiten mit der Software, aber im Allgemeinen steht einem schnellen Start mit Revizto nichts im Wege.
Für die SDE-Plattform offeriert der Anbieter verschiedene Lizenzmodelle, beispielsweise projekt- oder nutzerbasiert. Sie kommt neben der Baubranche vermehrt in der Automobil- und Halbleiterindustrie sowie in der Anlagenplanung und im Anlagenbau für größere Bauvorhaben zum Einsatz. Gleichzeitig hat sie sich bereits bei verschiedenen großen Konzernen, die entlang der Wertschöpfungskette Bau tätig sind, sowie bei mittelständischen Planungsbüros und Bauunternehmen innerhalb der DACH-Region etabliert.